Nienburg (Landkries Nienburg). Es ist 5:30 Uhr am Samstag, als ein Gabelstapler bei Rangierarbeiten einen mit Schwefelsäure befüllten Tanklastzug den 3.000-Liter-Tank mit der Staplergabel beschädigt. Schwefelsäure tritt aus und regiert mit der Umgebung. So war das Übungsszenario durch den Leiter des ABC-Zuges des Landkreises Nienburg/Weser Patrick Poppe geplant.
„Bei einem realen Vorfall würden zuerst die zuständige Werkfeuerwehr und die Ortsfeuerwehr Nienburg alarmiert!“ sagte Poppe, jedoch sollte diese Übung speziell nur für den ABC-Zug und der Kreisfeuerwehrbereitschaft Umwelt Zug II Mitte sein.
Um 5:39 Uhr wurde die Übung mit der Alarmierung gestartet. Die Meldung lautete „Gefahrstoffeinsatz groß – Industriepark Nienburg!“ Von nun an setzten sich Einheiten aus der Samtgemeinde Steimbke, der Stadt Nienburg/Weser, der ABC-Zug und ein Rettungswagen des Arbeiter-Samariter-Bundes in Bewegung. An der Einsatzstelle angekommen wurden die Kräfte in die Lage eingewiesen.
Entgegen zu den „Standarteinsätzen“ der Feuerwehr, wurden in „Ruhe“ die Fahrzeuge aufgestellt und die notwendigen Gerätschaften bereitgestellt. Währenddessen wurden erste Stoffdaten über eine elektronische Datenbank abgerufen. „Dies ist wichtig, damit wir die passenden Gerätschaften einsetzen!“ hieß es von der Einsatzleitung.
Während sich die ersten Einsatzkräfte unter schwerem Atemschutz in den Chemikalienschutzanzug (CSA) begaben, stieg die Drohne der Technischen Einsatzleitung auf, um Bilder von der Havariestelle zu liefern. Erschwert wurde die gesamte Übung durch die Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Aufgrund der Rückmeldung durch den ersten Trupp an der Havariestelle und den Luftbildern wurden umgehend umliegende Schacht- und Gulliöffnungen verschlossen.
Noch während der erste Trupp vor Ort einleitende Maßnahmen ergriff, wurde in der Einsatzleitung weitere Schritte besprochen und vorbereitet. Als erstes musste man den Stoff, der bereits austrat, auffangen. Danach wurde begonnen den Stoff, der durch Wassersimuliert wurde, aus den beschädigten Tank in andere Behälter durch Muskelkraft umgepumpt. Immer wieder musste das Personal an der Gefahrenstelle ausgetauscht werden, da unter dem CSA nur eine Einsatzdauer von ca. 15 Minuten geleistet werden kann.
Schon während sich der erst Trupp ausgerüstete hatte, wurde unweit der Einsatzstelle der Dekontaminierungsplatz eingerichtet. Hier mussten alle Einsatzkräfte durchgeschleust werden, die in der Gefahrenzone tätig waren. Dazu wurden Auffangbecken, Duschen und Behältnisse für die verwendeten Anzüge aufgebaut. Zweck des Platzes ist die Vermeidung von Kontamination von Menschen, Material und Umwelt. „Erst wenn die Dekontaminierung sichergestellt ist, gehen unsere Kräfte in den Einsatzbereich!“ berichtete Patrick Poppe.
Nachdem kein Stoff mehr unkontrolliert austreten konnte bzw. der „Gefahrstoff“ umgepumpt war und alle Einsatzkräfte aus dem Gefahrenbereich die Dekontamination durchlaufen hatten, konnte das Ende der Übung verkündet werden.
In einer anschließenden ersten Übungsnachbesprechung zeigten sich die Beteiligten zufrieden. „Ja es sind auch an der einen oder anderen Stelle Fehler passiert, aber dafür sind Übungen da, um diese aufzudecken und im Nachgang durch Training abzustellen!“ betonte der Leiter des ABC-Zuges.
Fotobeschreibung Bild-1: Unter dem Chemikalienschutzanzug (CSA) bereiten Einsatzkräfte das Umpumpen der Flüssigkeit in bereitstehende Behälter vor.
Bild-2: Nur mit Unterstützung können die Einsatzkräfte in die Chemikalienschutzanzüge (CSA) steigen.
Bild-3: Nach Abschluss der Arbeit muss jeder CSA-Träger durch die Dekontamination und durch bereitstehende Einsatzkräfte entkleidet werden. Text & Foto(s): Marc Henkel, Pressesprecher der Kreisfeuerwehren Nienburg/Weser